Kitaeingewöhnung abgebrochen – Erfahrungsbericht

Vor 4 Wochen haben wir die Kitaeingewöhnung abgebrochen. Ich hatte auf Instagram darüber berichtet und ihr wolltet mehr wissen. Nun bin ich bereit, darüber zu schreiben.

Fangen wir mal ganz von vorne an. Als ich schwanger war und es darum ging, wie lange ich zu Hause bleibe, waren wir uns einig. Unsere Tochter sollte mit 2 Jahren in die Krippe kommen. Ein Jahr fanden wir viel zu früh und 3 Jahre konnten wir uns finanziell nicht leisten (dachten wir damals). Große Gedanken haben wir uns damals nicht gemacht, es war ja noch sooo lange hin. Und da die meistens Kinder von Freunden & Bekannten schon mit einem Jahr in die Krippe kamen, taten wir doch unserer Maus etwas Gutes.

Wir haben uns mehrere Kitas angeschaut und uns im Kitafinder ebenfalls auf mehrere beworben. Wie man das halt so macht. Letztendlich hatten wir sogar 3 Zusagen, auch eine von unserer favorisierten Kita, nur 5 Minuten zu Fuß von meiner Arbeit entfernt. Diese hat uns vom Konzept gefallen und auch der Außenbereich war schön & groß, da sich unsere Tochter sehr gerne draußen aufhält.

VOR DER EINGEWÖHNUNG

Vor der Eingewöhnung waren wir dreimal vor Ort. Einmal, um uns die Kita anzuschauen, einmal zu einer Schnupperstunde und einmal zum Erstgespräch. An allen 3 Tagen fand unsere Tochter es total klasse, hat drinnen gespielt und den Außenbereich erkundet. Das wird ja easy peasy, habe ich noch gedacht. Dazu ist sie noch total aufgeschlossen, wenn sie jemanden mag. Wenn uns Freunde besuchen, die gut mit Kindern können, werden diese nach kurzer Zeit in Beschlag genommen und ich bin mehr oder weniger abgeschrieben.

Mit beiden Omis (eine sieht sie jede Woche, die andere nur alle paar Monate) geht sie raus, ohne dass wir dabei sind. Mit Papa sowieso. Einzig allein bei unseren südeuropäischen Zeiten (23 Uhr schlafen gehen, 10 Uhr aufstehen) hatte ich etwas bedenken. Diese hat mir die Gruppenleiterin beim Erstgespräch allerdings genommen. Sie meinte, wir starten dann mal ganz entspannt mit der Eingewöhnung am Nachmittag. Durch die vielen Eindrücke wird sie dann von ganz allein früher schlafen und dementsprechend dann morgens früher wach werden.

Schon Wochen vorher habe ich immer wieder mit unserer Tochter positiv über die Kita gesprochen. Habe ihr erzählt, wie toll es ist, dass sie bald mit den anderen Kindern spielen kann. Schließlich überträgt sich ja die eigene Stimmung auf die des Kindes. Innerlich hatte ich natürlich trotzdem etwas Angst, es könnte ihr nicht gefallen. Oft habe ich schon von anderen Mamas gehört, wie schwer der Anfang sein kann und wie lange die Kleinen weinen.

DIE EINGEWÖHNUNG

Am 21.08. war dann der Tag der Tage und unsere Maus war sogar von ganz alleine früher wach, sodass ich in der Kita angerufen und gefragt habe, ob wir doch schon vormittags kommen können. Das war überhaupt kein Problem. Freudestrahlend sind wir dann hin geradelt. Die Kinder waren gerade draußen und unsere Tochter war gleich mit einem anderen Mädchen aus ihrer Gruppe „verschwunden“. Oh, wie toll, dachte ich. Es gefällt ihr! Die Gruppenleiterin meinte auch, das ist ein gutes Zeichen. Bei der großen Rutsche sollte ich ihr dann noch etwas helfen und dann ging es nach ca. einer Stunde auch schon wieder nach Hause.

Abends ist sie dann tatsächlich schon früher eingeschlafen, sodass wir die Eingewöhnung die nächsten Tage vormittags fortsetzen konnten. Die ersten beiden Tage hatten wir morgens nicht gefrühstückt, was im Nachhinein nicht so schön war, da wir beide dann dort Hunger hatten. Ab dem 3. Tag habe ich dann abends vorher alles vorbereitet und wir haben uns Frühstück mitgenommen (dieses wird von der Kita nicht gestellt) und dort zusammen mit den anderen Kindern & Erzieherinnen gefrühstückt. Unsere Maus hat zwar nicht so viel gegessen, weil alles so aufregend war, aber das ist völlig normal, meinten die Erzieherinnen.

Tag 2 bis 4 waren ganz o.k. Zwei Tage davon war sie etwas anhänglicher, die anderen beiden Tage hat sie auch mal mehr gespielt. Freitag sollte dann die erste kurze Trennung von 5 bis 10 Minuten erfolgen. Ich habe mich verabschiedet, ihr ein Küsschen gegeben und gesagt, dass ich jetzt zur Arbeit gehe. So wurde es mir aufgetragen. Nach 10 Minuten wurde ich wieder reingeholt und sie hat sich direkt in meine Arme geworfen und brauchte ganz viel Nähe. Sie hat während meiner Abwesenheit öfter nach mir gefragt, hat sich aber gut durchs Spielen ablenken lassen. Ich war vorher schon etwas aufgeregt, weil ich nicht so richtig einschätzen konnte, wie sie reagiert und dann aber doch beruhigt, dass sie das so gut gemeistert hat.

Am darauffolgenden Montag dann das gleiche Spiel wieder. Nach 13 Minuten wurde ich hereingerufen und sie hat sich riiiiesig über mich gefreut. Keine Tränen, ein Glück! Am Dienstag wurde die Trennung dann auf 30 Minuten ausgeweitet. Die Kinder von der zweiten Krippengruppe waren zusammen mit unserer im Vorraum. Es wurde Musik gespielt und jeder konnte dort toben oder sich ein Fahrzeug schnappen. Das fand sie toll und hat sich gut ablenken lassen. Trotzdem hat sie zwischendurch nach mir gefragt und sich riesig gefreut, als ich wieder zurück war.

An einem dieser Tage fragte ich die Gruppenleiterin, wie ich mich verhalten soll, wenn unsere Tochter sagt, ich solle nicht gehen oder wenn sie mich festhält. Ich sollte dann standhaft bleiben und trotzdem gehen und sie würden versuchen, sie zu beruhigen.

Am Mittwoch sollte es so kommen. Die Gruppenleiterin & ich haben schon gemerkt, dass sie etwas anhänglicher war. In der 2. Woche sollte ich mich auf einen Stuhl im Krippenraum setzen und dort bleiben, weil es dann einfacher für die Eingewöhnungskinder ist, ins Spiel zu finden. Auch beim Frühstück saß sie ohne mich am Tisch mit den anderen Kindern/Erziehern. Einige Zeit nach dem Frühstück sollte ich mich verabschieden. Angedacht waren (wenn es gut läuft) 1 – 1 1/2 Stunden Trennung.

Ich bin zu ihr hingegangen, habe ihr gesagt, dass ich zur Arbeit gehe und wollte ihr ein Küsschen geben. In dem Moment hat sie sich an mir festgekrallt und laut „Nein, Nein, Nein“ geschrien. Ich habe mich irgendwie losgerissen und bin durch die Tür in den Flur hinausgegangen und habe mich auf einen Stuhl außer Sichtweite gesetzt. Ihr Schreien habe ich bis dorthin gehört. Sie ist zur Tür gelaufen, hat dagegen gehämmert und unter Tränen immer und immer wieder „Mama“ gerufen. Mein Herz hat geblutet. In dem Moment habe ich mich gefragt „das kann doch nicht richtig sein?“.

Irgendwann hat sie sich kurz beruhigen lassen und eine Erzieherin kam raus und hat es mir berichtet. Mir liefen die Tränen nur so übers Gesicht. Kurze Zeit später habe ich wieder die Mama-Rufe und ihr herzzerreißendes Schluchzen gehört. Es hörte nicht auf. Ich saß wie angewurzelt da. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Die Tränen liefen. Mir wurde vorher gesagt, dass ich so lange draußen bleiben soll, bis sie mich wieder reinholen. Das geschieht erst dann, wenn sich das Kind beruhigt hat.

Nach ca. 40 Minuten holte mich die eine Erzieherin rein. Ich sah mein Kind auf dem Arm der Gruppenleiterin, völlig fertig. Sie standen am Fenster, den Rücken zu mir gekehrt. Als ich näher kam und sie mich sah, warf sie sich in meine Arme und schluchzte und schluchzte und schluchzte. Ich fühlte mich so schlecht. Mir laufen gerade beim Schreiben schon wieder die Tränen übers Gesicht. Nein, verdammt nochmal, das kann nicht richtig sein!!! In unserer heutigen Welt, in der es zu Recht heißt „tröste dein Kind, lass es nicht alleine, nimm es auf den Arm, lass es nicht schreien“ soll ich mein Kind alleine lassen und es schreien lassen, bis es nicht mehr kann!? Sind diese Worte in der Kita auf einmal nicht mehr richtig/wichtig?

EHRLICHE WORTE DER GRUPPENLEITERIN

Als ich mein kleines Mädchen, fest an mich gedrückt auf dem Arm hielt, fragte ich die Gruppenleiterin „Ist es richtig, was ich hier mache? Ich fühle mich so schlecht und ich sehe, wie schlecht es meinem Mädchen geht.“ Daraufhin folgten Worte, die so aufrichtig und ehrlich waren, damit hatte ich bei Weitem nicht gerechnet. Ich versuche sie mal so zu wiederholen, wie ich sie in Erinnerung habe:

„Frau Beckmann, ich sage Ihnen jetzt etwas, das würde Ihnen wahrscheinlich in kaum einer anderen Kita gesagt werden. Ich kann so ehrlich sein, weil meine Chefin (die Kitaleiterin) voll hinter mir steht. In meinen 10 Jahren Erfahrung in diesem Beruf war das bisher nicht so. Kitas wollen Geld verdienen und sind nicht darauf aus, dass eine Eingewöhnung abgebrochen wird. Bleiben Sie, wenn es irgendwie geht, noch ein weiteres Jahr zu Hause. Es ist immer das Beste fürs Kind, gerade in den ersten 3 prägenden Jahren, wenn es in gewohnter Umgebung in seinem Zuhause aufwächst. Ich sehe, dass sie eine ganz tolle Bindung zu ihrem Kind haben, dass sie viel mit ihr sprechen, sich mit ihr beschäftigen, sie fördern. Das und vor allem Liebe, Zuneigung & Geborgenheit kann keine Kita der Welt ersetzen.

Kinder mit einer sehr guten Bindung zur Mutter/zum Vater fällt die Eingewöhnung noch mal schwerer. Dazu kommt, dass Kinder in den ersten 3 Jahren noch nicht miteinander spielen, was viele denken. Das Gehirn ist erst mit ca. 3 Jahren so weit entwickelt, dass Kinder miteinander spielen möchten und den eigenständigen Kontakt suchen und nicht nur nebeneinander her spielen wie bei unter 3-jährigen. Wenn Ihnen also jemand sagt, dass ein Kind unter 3 Jahren die Krippe braucht wegen des Kontakts zu anderen Kindern, ist das völliger Blödsinn. Ja, Kinder unter 3 Jahren, die zu Hause nicht gefördert werden, die z.B. den ganzen Tag nur vor den Fernseher gesetzt werden, mit denen nicht gesprochen & gespielt wird – ja, diesen Kindern könnte die Krippe von Nutzen sein.

Gehen Sie einfach weiterhin mit Ihrer Tochter zum Turnen oder treffen sich mit anderen Müttern und deren Kindern, das reicht völlig aus. Ich muss Ihnen allerdings sagen, dass bei abgebrochenen Eingewöhnungen die Neu-Eingewöhnungen den Kindern schwerer fallen, als wenn man es jetzt einmal durchzieht. Das heißt, wenn Sie in einem Jahr wiederkommen, wird ihrem Kind die neue Eingewöhnung wahrscheinlich auch nicht so leicht fallen, es wird aber auf keinen Fall so schlimm werden wie es jetzt war. Egal, wie Sie sich entscheiden, ich stehe hinter Ihrer Entscheidung. Wenn ihr Kind bleiben soll, werden wir alles versuchen, dass sie sich wohlfühlt und wenn Sie abbrechen, freue ich mich persönlich, für Sie und ihre Tochter sehr.“

KITAEINGEWÖHNUNG ABGEBROCHEN

In dem Moment, in dem sie mir diese Worte gesagt hat, stand mein Entschluss schon fest. Und glücklicherweise hat meine Tochter den besten Papa der Welt. Als ich zu Hause davon berichtet habe, war klar, dass ich noch ein weiteres Jahr Zuhause bleibe. Wir schaffen das irgendwie, auch wenn wir den Gürtel enger schnallen müssen. Aber wir verzichten gerne auf Urlaub, Essengehen, neue Klamotten etc., solange unser Kind glücklich ist. Und das ist sie wieder.

Während der 1 1/2 Wochen, die unsere Tochter in der Krippe verbracht hat, hat sie nachts viel schlechter geschlafen. Sie ist oft aufgewacht, ich musste in 2 Nächten sogar mit ihr aufstehen (was sonst nie vorkommt), weil sie so dolle geschrien hat und sich nicht im Bett beruhigen lassen wollte. Nach dem Abbruch habe ich noch öfter mit ihr darüber gesprochen und ihre Antwort war immer eindeutig: Sie möchte zu Hause bleiben. Letzte Woche haben wir einen Ordner mit Bildern erhalten, die die Gruppenleiterin in der Zeit gemacht hat, als wir da waren. Eine wirklich sehr liebe Geste, aber unsere Tochter hat sich nicht darüber gefreut. Es kamen Erinnerungen hoch, die für sie nicht schön waren. Ich hoffe, dass diese Erinnerungen mit der Zeit verblassen und dass sie in einem Jahr bereit ist.

GEDANKEN ZUR KRIPPE

Ich habe in den letzten Wochen, nachdem wir die Kitaeingewöhnung abgebrochen haben, viel darüber nachgedacht, viel gelesen, mich mit anderen Mamas und Omas ausgetauscht, genau zugehört, wenn andere Mütter über die Eingewöhnung gesprochen haben, die anderen Kinder in der Krippe & in der Kita genau beobachtet. Für mich sahen speziell die Kinder in der Krippe nicht wirklich glücklich aus. Es wurde wenig gelacht. Ein Junge, der ebenfalls laut Erzieherin eine schwere Eingewöhnung hatte, lag oft alleine in einer Ecke mit seinem Kuscheltier. Obwohl viel mit den Kindern gemacht wurde (gemalt, geknetet, Wasserspiele, tanzen, singen, toben und noch vieles mehr), hat er sich oft nicht daran beteiligt, auch wenn er immer gefragt wurde. Aber auch die anderen Kinder (speziell die Kleineren und auch eher die Jungs als die Mädels) machten auf mich keinen zufriedenen Eindruck.

Während ich bei den Trennungen im Flur saß, habe ich die über 3-Jährigen im Kindergarten beobachtet. Dieser ist direkt nebenan und die Kinder sind oft an mir vorbei nach draußen gelaufen. Sie spielten miteinander, lachten, machten Blödsinn. Mein Eindruck war, dass sie viel glücklicher & zufriedener waren als die unter 3-Jährigen in der Krippe. Andere Mamas haben mir berichtet, dass ihre Kleinen während der 3 Wochen Schließzeiten im Sommer total aufgeblüht sind und nicht wiederzuerkennen waren. Kein Wunder, waren sie doch zu Hause in ihrer vertrauten Umgebung.

Nach all diesem Austausch und den Beobachtungen komme immer wieder zu dem Ergebnis, dass eine Fremdbetreuung in den allermeisten Fällen Kindern unter 3 Jahren nicht guttut. Wie viele Mamas haben mir berichtet, dass ihr Herz über Wochen geblutet hat, wie oft die Kleinen & auch die Mamas geweint haben. Warum hört ihr nicht auf euer Herz, habe ich oft gedacht. Viele haben mir geschrieben, „aber das müssen sie doch lernen!“. Bullshit! Ja, sie lernen es, aber dann, wenn die Zeit reif dafür ist und nicht dann, wenn wir es von ihnen verlangen. Ich bin der Meinung, dass Kinder alles lernen (Laufen, Sprechen, Essen, alleine auf die Toilette gehen etc.), wenn sie von ihrer Entwicklung so weit sind. Es kommt alles von ganz alleine, ohne dass wir da eingreifen müssen und ohne dass wir Druck ausüben.

HÖREN WIR NICHT MEHR AUF UNSER HERZ?

Ich habe das Gefühl, dass wir verlernt haben, auf unser Gefühl, unser Herz zu hören. Wie Dr. Nicole Kikillus es auf der Seite Glücksknirpse beschreibt: „Wir sind einfach nur dem Mainstream gefolgt. Vielleicht, um keine Aussenseiter zu sein und weil unser Sohn doch andere Kinder braucht. Wir hörten einfach nicht auf unser Herz.“ Ja, auch diese Eltern haben glücklicherweise noch rechtzeitig erkannt, dass sie ihren Sohn viel zu früh in eine Krippe gegeben haben. Eine liebe Mami (die zur gleichen Zeit die Eingewöhnung bei einer Tagesmutter abgebrochen hat wie wir) hatte mir das Video mit Prof. Dr. Eva Rass (Honorarprofessorin der Hochschule Mannheim, Doktor der Erziehungswissenschaften, Grund- und Hauptschullehrerin und Analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin) aus dem Bericht zugesandt.

Dieses hat mir noch mal mehr die Augen geöffnet und spiegelt genau das wider, was mein Herz/mein Gefühl schon vorher gewusst hat. Schaut es euch unbedingt an, wenn euch das Thema interessiert. Es ist erschreckend, welche Folgen eine frühkindliche Fremdbetreuung haben kann. Wusstet ihr, dass der Cortisolspiegel (Stress-Hormon) bei Krippenkindern genauso hoch ist der wie bei Top-Managern? Und hättet ihr gedacht, dass auch ADHS und Neurodermitis zu den Folgen gehören können? Dadurch, dass Krippenkinder solch einem enormen Stress in ihren ersten Jahren ausgesetzt sind, können sie im späteren Leben ebenfalls schlechter mit stressigen Situationen umgehen.

Wir waren übrigens 2 Tage nach dem Abbruch der Kitaeingewöhnung nochmals dort und haben die Sachen unserer Tochter abgeholt. Die Gruppenleiterin meinte zu mir „ich freue mich persönlich sehr für Sie, dass Sie diese Entscheidung getroffen haben“. Sie selbst wurde damals zu DDR-Zeiten in einem Alter von 6 Wochen!! von ihrer Mutter in eine Krippe gegeben. Mit 1 1/2 Jahren war sie so abgemagert, dass sie in ein Krankenhaus eingeliefert werden musste. Niemand hatte sich richtig um sie gekümmert, weder ihre Mutter noch die Betreuerinnen in der Krippe. Sie leidet bis heute darunter. „Meine Mutter ist keine gute Mutter“, sagte sie zu mir.

Ich fragte sie, ob es vielleicht finanziell nicht anders möglich war. Nein, sagte sie, ihr Vater hat gearbeitet und es wäre kein Problem gewesen, dass ihre Mutter länger zu Hause geblieben wäre. Aus diesem Grund ist sie Erzieherin geworden. Um anderen Kindern zu helfen, Ihnen beizustehen. Sie sind doch noch so klein. Sie hat übrigens einen Sohn im Teenageralter. Als er geboren wurde, war sie alleinerziehend. Dennoch war sie 3 Jahre mit ihm Zuhause. Es hat zwar vorne und hinten nicht gereicht, aber sie würde sich immer wieder so entscheiden. Kinder brauchen nicht viel, um glücklich zu sein. Genau genommen brauchen sie nur ihre Familie, Liebe, Wärme & Geborgenheit.

Am selben Tag habe ich auch noch die stellv. Kitaleiterin getroffen und mich von ihr verabschiedet. Sie hatte schon von unserem Vorfall gehört. Sie meinte zu mir: „Sie machen es genau richtig. Eigentlich dürfte ich das als Erzieherin nicht sagen, aber ich würde niemals ein Kind in eine Krippe geben. Meine Tochter ist auch erst mit 3 Jahren in den Kindergarten gekommen.“

KOMMENTAR EINER KRIPPEN-ERZIEHERIN

In dem Artikel von Glücksknirpse, den ich oben verlinkt habe, habe ich einen Kommentar einer Erzieherin gefunden:

Hallo, wiederholt habe ich mir dieses Interview angeschaut. Ich kann Frau Rass nur zustimmen! Ich arbeite in einer Krippe für Kinder von 1 – 3. Ich sehe täglich, wie viel Stress ein Kitatag für diese kleinen Menschen bedeutet. Selbst Kinder, von denen ein Elternteil Zuhause ist, müssen teilweise 9 oder 10 Stunden bleiben. Oder Eltern, denen Beruf und Luxus scheinbar wichtiger ist, bringen die Kinder sehr lange in die Betreuung. Egal wie fit, egal wie unglücklich. „Da muss er durch“
Sehr selten ist es Eltern nicht anders möglich. Das kommt vor.
Ich selbst hatte auch sehr wenig Geld, habe auf vieles verzichtet. Aber meine 3 Kinder sind erst mit 3 in den Kindergarten gegangen. Das schönste Kompliment bekam ich irgendwann von ihnen „Danke, Mama, dass wir so lange zu Hause mit Dir bleiben durften und Du auch später so viel Zeit mit uns verbracht hast.“

KÖNNEN WIR UNS WIRKLICH KEINE 3 JAHRE ELTERNZEIT MEHR LEISTEN?

Diese Worte haben mich sehr an die Gespräche mit den Erzieherinnen aus unserer Krippe erinnert und ich beobachte genau das Gleiche. Die Mehrheit der Eltern, die ihre Kinder in eine Krippe geben, sind nicht die, die es sich nicht leisten können, 3 Jahre zu Hause zu bleiben. Es sind die, denen Luxus wichtiger ist als das Wohl ihrer Kinder. Die nicht auf Urlaub, neue Klamotten, Essengehen, einen neuen Fernseher, ein neues Auto etc. verzichten können.

Wisst ihr, wir haben auch gedacht, dass wir uns 3 Jahre Elternzeit nicht leisten können. Wir sind ja die letzten 2 Jahre auch nur mit Ach und Krach über die Runden gekommen, waren dieses Jahr noch nicht mal im Urlaub. Aber an dem schlimmen Mittwoch (ich werde nie die Angst in den Augen meiner kleinen Tochter vergessen, als ich einfach gegangen bin, obwohl sie mich angefleht hat, dies nicht zu tun) haben wir uns nachmittags hingesetzt und haben gerechnet. Und ja, es wird noch knapper als die letzten 2 Jahre, aber wir schaffen das. Wir können unsere Miete & die Nebenkosten bezahlen, wir können sogar wahrscheinlich weiterhin auf den Wochenmarkt gehen, wir können den Turnverein unserer Tochter bezahlen.

Was wir nicht mehr können: 3 x die Woche Spaghettieis essen, neue Klamotten für uns kaufen (die Maus ist für das kommende Jahr schon gut eindeckt, da ich viel im Sale ein Jahr vorher gekauft habe), in den Urlaub fahren, Essengehen (haben wir sowieso selten gemacht) und bestimmt noch ein paar Dinge mehr. Aber wisst ihr was, wir finden das gar nicht schlimm! Wir sehen jeden Tag das Strahlen in den Augen unserer kleinen Tochter. Wir lachen zusammen, singen, tanzen, verbringen viel Zeit im Garten, freuen uns jeden Tag über den Besuch der Nachbarkatze, gehen zum Turnen, treffen uns mit anderen Eltern und deren Kindern, bekommen einmal die Woche Besuch von der Oma. Haben ZEIT zusammen.

Und das ist uns genug. Und wisst ihr was, ich sehe es sogar als tolle Herausforderung, mal ein Jahr mit viel weniger Geld klarzukommen. Ich bin 44 Jahre alt und arbeite schon seit 25 Jahren (wenn man meine Ausbildung mit einrechnet) und ich habe immer viel Geld für Kleidung, Urlaub, Essen, Deko & Pflanzen ausgegeben. Da wird es mich nicht umbringen, wenn ich das mal ein Jahr nicht kann.

DIE ZEIT WIRD TOLL, DAS WEIß ICH

Die kommenden 12 Monate werden halt etwas anders, aber hey, was sind schon 12 Monate Verzicht auf Vieles, wenn:

wir jeden Morgen entspannt noch im Bett kuscheln können, bevor wir irgendwann aufstehen, ganz entspannt & ohne Druck
wir zusammen in Ruhe frühstücken können und so lange am Tisch sitzen, wie wir Lust haben
wir morgens die Nachbarkatze begrüßen, streicheln und ihr Leckerli geben und dann vielleicht noch die Vögel im Garten beim Baden beobachten oder die Eichhörnchen, wenn sie sich mal wieder das Vogelfutter stibitzen
wir irgendwann ganz entspannt nach draußen gehen und jeden Tag ein bisschen mehr die Welt entdecken
wir die Terrassentür aufmachen und in unseren kleinen Garten gehen, zusammen gießen, im Sand buddeln, fangen spielen oder Ernten, was die Jahreszeit gerade bereithält
wir zum Turnen gehen, uns zusammen auf die großen Matten fallen lassen und herzhaft lachen
wir irgendwann Mittagsschlaf machen, Du Dich an mich kuschelst und irgendwann einschläfst oder halt auch mal nicht, wenn wieder alles zu aufregend ist
wir uns mit anderen lieben Mamis Treffen und dabei auch mal die Zeit vergessen, zusammen frühstücken, spielen & toben
uns der Lieblingshund wieder öfter besuchen kommen kann, den Du so gerne magst
wir uns auf die Oma freuen, mit der Du so gerne spielst
Papa von der Arbeit nach Hause kommt und Du freudig „Papa“ rufst und in seine Arme läufst

WARUM WERDEN HEUTZUTAGE UNSERE KINDER SO FRÜH ABGEGEBEN?

Ich habe mich in letzter Zeit öfter gefragt, warum diese kleinen Menschen heutzutage so früh abgegeben werden. Wollen wir uns nicht mit dem Liebsten, was wir haben, beschäftigen? Wollen wir lieber Geld verdienen, um es dann wieder für Luxusartikel auszugeben? Warum setzen wir Kinder in die Welt, wenn wir sie dann nach kurzer Zeit wieder abgeben? Ist es uns nicht wichtig, dass unsere Kinder glücklich sind und einen entspannten Start ins Leben haben?

MEINE MEINUNG

Meiner Meinung nach geht das heutzutage in eine völlig falsche Richtung. Es ist schon total normal, Kinder mit 1 Jahr oder auch teils darunter in eine Krippe oder zu einer Tagesmutter zu geben. Eben weil wir uns keine Gedanken darüber machen, was das bei den kleinen Wesen für einen Schaden anrichten kann. Auch wir haben vorher nicht so viel darüber nachgedacht und deshalb möchte ich mit meinem Bericht werdende Eltern sensibilisieren. Denkt vielleicht noch mal darüber nach, wie lange ihr Elternzeit nehmt. Wie gesagt, sind die ersten 3 Jahre die prägendsten Jahre eines Kindes. In dieser Zeit wird der Grundstein für das gesamte Leben gelegt. Und ist es nicht schön, wenn euer Kind positiv durch euch geprägt wird und nicht gleich am Anfang seines Lebens purem Stress ausgesetzt wird?

GELD IST NICHT ALLES IM LEBEN

Letztens hat mir eine liebe Mami diesen Artikel „Die innere Ruhe ist das höchste Glück!“ zugesandt. Wie passend dachte ich und wie wahr. Geld ist nicht alles im Leben und meistens sind es sogar die Menschen mit wenig Geld, die am glücklichsten sind.

TOLERANZ

Ja, ich toleriere es, wenn ihr anderer Meinung seid als ich. Jeder hat sein eigenes Päckchen zu tragen. Jeder Mensch ist individuell. Jeder hat einen anderen Charakter. Jeder hat eine andere Erziehung genossen, der eine mit mehr Liebe, der andere mit weniger. Jeder hat andere Erfahrungen gemacht, Gute wie Schlechte. Jeder befindet sich in einer anderen Lebenssituation, wenn das eigene Kind geboren wird. Manch einer ist mega happy und blüht völlig auf, ein anderer ist vielleicht unglücklich in seiner Beziehung und handelt aufgrund dessen anders. Oder ist vielleicht ganz alleine auf sich gestellt. Ich kann euch nicht sagen, wie ich entschieden hätte, wenn ich einen Partner hätte, der nicht hinter mir/uns steht. Deshalb liegt es mir fern, über euch zu urteilen. Vielleicht hätte ich auch vor 10 oder 20 Jahren anders entschieden. Wer weiß das schon?

Ebenso ist jedes Kind anders, hat einen anderen Charakter. Eines kann vielleicht besser loslassen als das andere. Eines ist zum gleichen Zeitpunkt weiter entwickelt als ein anderes. Eines braucht mehr Trubel, das andere mehr Ruhe.

Wichtig ist mir: hört auf euer Herz / euer Gefühl und weniger auf das, was andere denken, sagen, tun.

BUCHEMPFEHLUNG

Ich bin kein großer Freund von Erziehungsratgebern, da ich lieber auf mein Herz höre, aber vor einem Jahr habe ich ein wirklich tolles Buch gelesen, welches ich euch sehr empflehlen kann:

In Liebe wachsen von Dr. Carlos González*

In einem kurzen Abschnitt behandelt der Facharzt für Kinderheilkunde und Vater von 4 Kindern auch das Thema „Kindergarten“ und spiegelt exakt meine Meinung zu dem Thema wider. Er selbst hat sich außer Dienst stellen lassen, um seinen Kindern mehr Zeit zu widmen. Hier ein kurzer Auszug aus dem Buch und damit schließe ich auch diesen Bericht über den Kitaabbruch ab:

„An jedem Arbeitsplatz oder bei jeder Tätigkeit, vom Mauern bis zum Klavierspielen, kann man nur Erfolg haben, indem man „Zeit investiert“. Warum will man uns einreden, für Kinder zu sorgen sei ausgerechnet die einzige menschliche Tätigkeit, bei der man die Zeit dehnen kann wie ein Gummiband?“

Eure Nadine

*Affiliate-Link