Bretagne Special Teil II – Dinan und Saint-Lunaire

Nach unserem ersten ausgedehnten Frühstück in der Villa Christilla in Saint-Lunaire haben wir uns erstmal entspannt im Garten niedergelassen und die Sonnenstrahlen genossen. Bernard gesellte sich zu uns und brachte ein kühles Blondes vorbei. Wir hatten wohlgemerkt gerade mal 11.30 Uhr. Was soll’s, wir hatten Urlaub! Beiläufig fragte Bernard, wo denn unsere nächste Unterkunft sei. Wir erklärten ihm, dass wir bis jetzt nur bei ihm vorgebucht hatten und wir alles weitere spontan entscheiden würden.

Schließlich haben wir ja noch 3 Tage Zeit uns Gedanken über die nächste Anlaufstelle zu machen. Was, wir haben über Himmelfahrt noch nichts gebucht??? Bernard sah uns besorgt an und meinte, dass ganz Frankreich über die Feiertage wegfährt und wir garantiert keine Unterkunft mehr finden würden.

Hm, dachte ich mir, so schwer kann das doch nicht sein. Naja, notfalls könnten wir ja auf die Kanalinsel fahren, die da zu Großbritannien gehören, aber schön wäre es da nicht. Ja ja, die Franzosen mit ihrem Nationalstolz. Wir wollten trotzdem nichts unversucht lassen und so schenkte uns Bernard einen Bed & Breakfast Führer, den es nur in Frankreich zu kaufen gibt: LE FIGARO MAGAZINE – LES 300 PLUS BELLES CHAMBRES D’HÔTES.

Unglaublich, was da für Unterkünfte drin zu finden sind, vom altertümlichen Schloss über moderne Zimmer mit Meerblick bis hin zu Bauernhöfen und alten restaurierten Gebäuden. Wir waren glücklig! Da sollte doch was zu machen sein. Und tatsächlich, nach unserem 4. Anruf hatten wir eine neue Unterkunft, knapp 2 Stunden von Saint-Lunaire entfernt, in der Nähe der Côte de Granit rose, wo wir sowieso vor hatten hinzufahren, aber mehr dazu in einem der folgenden Bretagne-Specials. So Bernard, das hatten wir also geschafft.

Jetzt konnten wir den weiteren Tagesablauf planen und haben uns entschieden ins 25 km entfernte Dinan zu fahren, eine mittelalterliche bretonische Stadt mit schönem Stadtkern und süßem, kleinen Hafen am Fluß La Rance.

Die auf einem Felsplateau gelegene Stadt wird fast komplett von einem Mauerwall umringt, hinter dem sich kleine verwinkelte Gassen und Fachwerkhäuser befinden. Zum Hafen hinunter gelangt man über die bezaubernde Rue du Jerzual, eine kopfsteingeplasterte , steil zum Fluß La Rance hinunterführende Gasse, die von restaurierten Fachwerkhäusern gesaumt ist. Der Lieblingsmann hat gleich mal festgehalten, dass wir zurück einen anderen Weg nehmen.

Entlang des Flußufers befinden sich einige Cafés und Restaurants, in denen man sich entspannt eine Pause genehmigen und die Aussicht genießen kann. Dort haben wir auch zum ersten Mal in unserem Urlaub einen Galette gegessen. Ich mag ja diese herzhafte Variante vom Crêpe sehr gerne. Als der Lieblingsmann nach einem alternativen Weg zurück nach oben gefragt hatte, wurde er leider enttäuscht, denn den gab es nicht. Nur die Rue du Jerzual. Nach einigem Jammern haben wir uns dann wieder den Berg hochgeschleppt. Wenn man oben angekommen ist und Richtung Basilika St-Saveur geht, kommt man in den kleinen Park Jardin Anglais, von dem man eine tolle Aussicht auf den Fluß und den Hafen hat. Der Aufstieg hatte sich also gelohnt.

Zurück in Saint-Lunaire sind wir Richtung Grande Plage gefahren, um uns in den Abendstunden noch etwas zu entspannen. Dieser Strand mit seinen kleinen vorgelagerten Fels-Inseln liegt direkt in der Nähe des Ortskerns. Der Vorteil zur Nebensaison ist, dass man die Strände in der Bretagne fast für sich alleine hat. Ein anderes Pärchen genoß den Sonnenuntergang wie wir, ein paar Jugendliche spielten Beach-Volleyball und noch ein paar Leute saßen in der Strandbar „La Paillote“ und tranken Cidre. Wir gesellten uns dazu und freuten uns, dass noch über 2 Wochen Urlaub & Abenteuer vor uns lagen.

Später zum Abendessen steuerten wir das gleich um die Ecke liegende, kleine Lokal „Le P’tit Baigneur“ an, was in unserem Reiseführer „Bretagne“ aus dem Michael Müller Verlag empfohlen wurde. Klein, aber fein ist hier die Devise! Wir wurden freundlich gegrüßt und da wir ziemlich früh da waren, durften wir den Fensterplatz auswählen.

Das Restaurant wird von einem Pärchen geführt, er kocht, sie serviert. Das Interieur ist schlicht gehalten und die Speisen überzeugen durch sehr gute Qualität! Als Vorspeise habe ich mich für das selbstgebackene Brot mit Nüssen & Rosinen entschieden, darauf wurde Ziegenkäse serviert und es gab einen frischen, grünen Salat dazu.

Anschließend folgte ein fangfrischer Fisch mit Gemüse und einer überaus leckeren Soße. Zur Krönung gab es einen Fondant au Chocolat, einen flüssiger Schokoladenkuchen, den ich ungelogen jeden Tag essen könnte. Wie schön, dass so gut wie jedes Restaurant in Frankreich diese Nachspeise anbietet. Und nein, ich habe nicht zugenommen. Hat mich selbst gewundert.

An diesem Abend hatten wir sehr nette Tischnachbarn. Sie kam aus der Bretagne und er aus der Normandie. Die beiden verbrachten einen Kurztrip in ihrer alten Heimat und es war sehr lustig, sich mit Händen und Füßen und zwischendurch etwas English zu verständigen. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

Das nächste Mal geht es ins bezaubernde Saint-Malo und in die Austernmetropole Cancale.

Nadine